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22 Jun
2021

Global Compact Network Austria & HELIOZ

Martin Wesian ist als Geschäftsführer der HELIOZ und als Mitglied des Board des Global Compact Network Austria ein Profi im Social Impact Bereich. Er sorgt mit seiner Arbeit für nachhaltige Arbeitszugänge in anderen sowie seinem eigenen Unternehmen. Anlässlich der 15-Jahre Feier des Global Compact Network Austria erklärt er uns, was den genau seine Arbeit ist, welche Ziele er noch verfolgt und wo seine besonderen Interessen verankert liegen.

HELIOZ: Neben deiner Stelle als Geschäftsführer der HELIOZ Future Economy bist du ebenfalls im Board des Global Compact Network Austria. Was ist in diesem Bereich deine genaue Aufgabe?

Martin Wesian: Das Board besteht aus Mitgliedern des Global Compact Network Austria und vertritt somit die Interessen der Mitglieder. Das Board fungiert aber auch als Sparring Partner für das Team, sowie zum Identifizieren und Einbringen neuer Themen. Ich vertrete im Board den Bereich KMU.

HELIOZ: Du bist aus Vorarlberg und hast unter anderem Wirtschaftsingenieurwesen in Wien studiert. Wie war dein weiterer Werdegang?

Martin Wesian: Ich habe durch Auslandsaufenthalte recht spät begonnen zu studieren, weshalb meine Master-Arbeit über WADI und Social Entrepreneurship recht rasch zur Gründung von HELIOZ führte.

Davor war ich ca. 10 Jahre im Bereich Kunst- und Kulturmanagement tätig, wo gleich wie bei HELIOZ oft Wahrnehmung und Erkenntnis von gesellschaftlichen Themen im Mittelpunkt standen.

HELIOZ: Nach deiner Cholera-Erkrankung erfandest du das WADI. War dir damals schon bewusst, dass dies ein so großer Auftakt für deine berufliche Weiterentwicklung wird?

Martin Wesian: Eigentlich wollte ich das WADI neben meiner vorherigen Tätigkeit im Rahmen einer humanitär tätigen NGO umsetzen. Es war jedoch schnell klar, dass zur Umsetzung solch eines Projektes ein ambitioniertes Team, ein Businessmodell und eine dementsprechende Finanzierung zur Verfügung stehen muss.

Dies war im Rahmen einer NGO nicht umsetzbar, weshalb ich das Konzept des Social Entrepreneurships zur Gründung von HELIOZ umsetzte.

HELIOZ: Du setzt dich aktiv für die Umsetzung der Sustainable Development Goals in Unternehmen ein. Stichwort verantwortungsvolle Unternehmensführung: Was sind für dich die größten Herausforderungen in diesem Bereich?

Martin Wesian: Ich kann hier vor allem aus der Erfahrung und aus Gesprächen mit Kunden sprechen: Vielen Unternehmen ist die Notwendigkeit bewusst, dass Änderungen erfolgen müssen und die SDGs hierzu einen guten Rahmen bieten. Die Krux ist der Weg dorthin.

HELIOZ: Das Global Compact Network Austria stützt sich auf 10 Prinzipien, in denen die Gewährleistung von Menschenrechten, Arbeitsnormen und Umweltschutz im Vordergrund steht. Teilnehmende Organisationen sollen ihre Unternehmen diesen Standards anpassen. Wie findet ihr jene Organisationen?

Martin Wesian: Themen wie Menschenrechte, Klimawandel und gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln rücken zum Glück immer mehr in den Mittelpunkt, ein Blick in die Medien zeigt das deutlich. Unternehmen wollen ihren Beitrag leisten und der Global Compact Network Austria bietet hier klare Strukturen und Prinzipien, wodurch immer mehr Unternehmen selbst zu uns finden.

Aber umso mehr Mitglieder, umso mehr Gehör finden wir, also an alle Nicht-Mitglieder: Schauen Sie sich unser Programm, die Möglichkeiten und Vorteile an und werden Sie Mitglied!

HELIOZ: Global Compact Network Austria feiert am 22. Juni ihr 15-jähriges Jubiläum. Was waren deiner Meinung nach die größten Meilensteine, die ihr bisher verwirklichen konntet? Was steht noch an?

Martin Wesian: Eine der größten Errungenschaften ist es meiner Meinung nach, so viele Unternehmen unter ein Dach zu vereinen und für die 10 Prinzipien sensibilisiert und interessiert zu haben.

Der jährlich abzugebende Fortschrittsbericht ist dabei nicht nur ein einfaches Reporting-Tool, sondern auch ein Werkzeug, damit sich Unternehmen stetig verbessern können.

Zur Erreichung der Prinzipien bietet Global Compact Network Austria auch Webinare und Workshops an, die aktuelle Themen behandeln und vermitteln. Webinare über z.B. das Lieferkettengesetz, oder die Erreichung einzelner SDGs ermöglichen es unseren Mitgliedern das notwendige Knowhow zu erwerben. Praxisbeispiele zeigen, wie es andere machen. Es ist somit auch ein Fortbildungszentrum im Bereich Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung.

HELIOZ: Was erwartest du dir von der geplanten Generalversammlung?

Martin Wesian: Spannende Vorträge, interessanten Austausch und einen Ausblick auf die nächsten (15) Jahre.

HELIOZ: Gestartet hast du 2009 mit dem Energy Globe Austria Award. Vor Kurzem hast du den Deutschen Unternehmenspreis für Entwicklung erhalten. Dazwischen kamen Auszeichnungen wie der Born Global Champion dazu. Welche weiteren Ziele hast du in Aussicht?

Martin Wesian: Solche Auszeichnungen sind wichtig für das Unternehmen und vor allem eine Bestätigung für unsere Arbeit. Aber wirklich wichtige Milestones oder Ziele waren ganz andere. Das wir es geschafft haben, dass die Menschen die WADIs wirklich für viele Jahre verwenden und die Geräte so lange funktionieren, war eines der ersten Ziele. Wir schaffen mit unserer Arbeit einen Impact, der weit über sauberes Wasser hinausgeht und von unter anderem Lebensmittelproduktion, Einkommensmöglichkeit und Bildung die Gesamtsituation der Menschen maßgeblich verbessert, wie man an unseren Impactberichten sehen kann.

Das Ganze spart auch noch massiv CO2 ein, ein Geschäftsmodell, bei dem es nur Gewinner gibt. Und hier gibt es noch einige weitere Möglichkeiten, an denen wir arbeiten, um den Impact weiter auszubauen.

HELIOZ: In einem Interview mit dem Südwind Magazin 2016 meintest du, du würdest gerne eine Methode entwickeln, um auf nationaler, wirtschaftlicher Ebene den Social Impact von Entwicklungshilfe zu messen. Was hat sich seitdem in diese Richtung getan?

Martin Wesian: Ja, ich interessiere mich dafür, wie positives ökologisches und gesellschaftliches Handeln auf einer breiten Ebene quantifiziert werden kann. Zum einen direkt als Wirkungsmessung am Menschen, aber vor allem soziodemographisch über ganze Gesellschaftsgruppen hinweg. Somit kann nicht nur der positive Impact für die Menschen eruiert werden, sondern auch die Einsparung für die gesamte Gesellschaft bzw. den Staat. Dadurch ergeben sich für sozio-ökologische Arbeit ganz andere Finanzierungsformen, welche durch „Social Impact Bonds“ immer mehr Verbreitung finden.